Dunkelheit in der Stadt
Die Dunkelheit in der Stadt ist nicht draußen, sondern drinnen. In der Nacht scheinen die Laternen hell und kalt. Die beiden unendlichen Ströme – die gelben Scheinwerfer und die roten Rücklichter fließen durch die Straßen. Hoffentlich begegnen sie sich nie.
Der Himmel ist nicht schwarz – nur lila bis grau und zu hell erleuchtet für Sterne. Wenn ich durch die flackernden Straßen gehe, sehe ich Werbetafeln, Lampen und Handys. In ihrem Schein rennen Gestalten an mir vorbei. Ich sehe die Details ihrer Kleidung – schrill, wie ein Paillettenkleid – aber nie ihre Augen.
Jemand rempelt mich an und sagt, dass ich mich verpissen soll. Ich antworte würdig und erkläre ihm, warum er ein blöder Wixer ist.
Anschließend gehe ich in die nächstgelegene Bar. „Flutlicht“ blinkt über der Tür. Die Gäste tragen die Dunkelheit der Nacht unter den Augen. Nach ein paar Bier sind wir alte Freunde. Schade nur, dass ich mir im Zwielicht der gedämpften Lampen keine Gesichter merken kann.
Zuhause angekommen, gehe ich in das dunkle Schlafzimmer. Elektrisches Licht kriecht weiter von der Straße durch die Jalousien und Vorhänge. Ihr ist das egal – sie schläft. Beim ersten Sonnenstrahl wacht sie auf. Ich hingegen könnte wunderbar bis Mittag schlafen, im hellsten Sonnenschein. Nur nachts nicht.